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Aufklärung - Betroffene

Gliederung:

  1. Es ist nicht deine Schuld!
  2. Sicherheit und Hilfe
  3. Mögliche Folgen von (sexueller) Gewalt
  4. Trigger und Flashbacks


Es ist nicht deine Schuld!

Menschen, die Erfahrungen zu einer sexualisierter Grenzverletzung durchleiden mussten, leiden meist im Stillen und haben Angst davor sich Hilfe zu holen, da sie noch nicht bereit sind darüber zu reden. Du hast das Recht dir Hilfe zu holen und dafür zu sorgen, dass es dir besser gehen wird. Du bist mit deinen Erfahrungen nicht alleine und es ist wirklich nicht deine Schuld. Denn du hast alles gemacht, um dich in dem Moment zu schützen, was du zu dem Zeitpunkt konntest. Wir glauben dir. Es ist in Ordnung, dass es (immer noch) weh tut, nimm dir die Zeit die du brauchst.  Und wenn du soweit sein solltest, denk darüber nach, ob es dir helfen würde darüber zu reden und sich gegebenenfalls Hilfe zu holen. Wir sind stolz auf dich, dass du hier bist und zweifeln nicht an deiner Stärke.

Du hast das gemacht was du konntest und das ist in Ordnung. Du bist nicht allein.

Dein Körper und deine Seele brauchen Zeit, um sich darauf einzustellen, dass die Gefahr vorüber ist.

Sexuelle Gewalt, ganz gleich, ob durch eine fremde Person oder durch eine vertrauten Person kann einen Schock auslösen. Dieser Schock kann Stunden bis zu Tagen, Wochen, Monaten oder Jahren einen Einfluss auf deinen Alltag haben und das Gefühl vermitteln, dass man aus seinem eigenen Leben sich wie rausgeworfen fühlt.



In Sicherheit bringen

Hey,

Es ist in Ordnung. Du bist gerade im hier und jetzt und kannst diese Zeilen lesen.

Du bist sicher.

Im Folgenden haben wir ein paar Anlaufstellen zusammengetragen, die dir helfen können, wenn du dich in Gewaltsituationen befindest:


Notdienste:

Berliner Krisendienst: 115 https://www.berliner-notruf.de 

BIG Hotline: 030 611 03 00 http://www.big-hotline.de 

Frauenkrisentelefon: 030 - 615 42 43 http://www.frauenkrisentelefon.de/startseite 

Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08 000 116 016  https://www.hilfetelefon.de 

Hotline Kinderschutz: 0800 19 210 00 https://www.kinderschutzhotline.de 

Mädchennotdienst: 030 61 00 63 https://www.berliner-notdienst-kinderschutz.de/maedchen.html 

Polizei Notruf: 110

Stärker als Gewalt: https://staerker-als-gewalt.de 


Beratung bei häuslicher und/oder physischen Gewalt:

Al Nadi: 030 852 06 02 https://www.nbhs.de/stadtteilarbeit/al-nadi-fuer-arabische-frauen 

Frauenberatung Bora: https://www.frauenprojekte-bora.de 

Frauenberatung TARA: 030 78 71 83 40 https://www.frauenberatung-tara.de 

Frauenraum: 030 448 45 28 https://www.frauenraum.de/start.html 

Frauentreffpunkt: 030 622 22 60 https://skf-berlin.de/offene-sozialarbeit/anti-gewalt-bereich/frauentreffpunkt-gegen-haeusliche-gewalt 

Interkulturelle Initiative: 030 8019 5980 http://www.interkulturelle-initiative.de 

LARA:030 216 88 88 https://lara-berlin.de/willkommen 

Papatya Onlineberatung SIBEL: https://beratung.papatya.org 

S.I.G.N.A.L. e.V.: https://www.signal-intervention.de/ueber-uns 

TIO: 030 612 20 50 https://www.tio-berlin.de/beratungsstelle 

Wildwasser: http://www.wildwasser-berlin.de 


Frauenhäuser:

 Autonomes Frauenhaus Berlin 030 374 906 22 http://www.frauenselbsthilfe-berlin.de 

Frauenberatung Bora: https://www.frauenprojekte-bora.de 

Frauenhaus der Caritas: https://www.caritas.de/adressen/frauenhaus/caritas-erzbistum-berlin/12121-berlin/82845 

Frauenhaus Cocon e.V.: 030 916 118 36 http://www.frauenhaus-cocon-berlin.de 

Frauenhauskoordinierung: https://www.frauenhauskoordinierung.de/hilfe-bei-gewalt/frauenhaussuche 

Hestia e.V.: https://www.hestia-ev.de 

Interkulturelle Initiative: 030 8019 5980 http://www.interkulturelle-initiative.de 

Interkulturelle Wohngruppe Donya: http://www.wildwasser-berlin.de/interkulturelle-wohngruppe-donya.html 

Wildwasser: http://www.wildwasser-berlin.de 


Zufluchtswohnungen:

Frauenort-Augusta: https://www.hestia-ev.de/frauenort-augusta 

Flotte Lotte: https://flotte-lotte-berlin.de 

Offensiv´91 e.V.: https://offensiv91.de 

Frauenzimmer e.V.: http://www.frauenzimmer-ev.de 

Hestia e.V.: https://www.hestia-ev.de 

Mathilde e.V.: https://www.matilde-ev.de 

Paula Panke e.V.: https://www.paula-panke.de 

Zuff e.V.: http://zufluchtswohnungen.de/ueberuns 



Mögliche Folgen von (sexualisierter) Gewalt: - Trigger Warnung 

Jede*r Betroffene mit einer erlebten sexualisierter Gewalt geht individuell sehr verschieden mit seinen*ihren Erfahrungen um. Das liegt daran, dass die Arten der Gewalt unterschiedlich und in Abhängigkeit von der sozialen Umgebung, sowie auch der Persönlichkeit der betroffenen Person sind. Man unterscheidet die psychosomatischen und psychosoziale Folgen in Kurz- oder Langzeitfolgen. Betroffene können in unterschiedlichen Arten Signale aussenden, um auf ihre Leidenssituation bemerkbar zu machen (Ortland, 2008).

Neben der bestehenden Gefahr der Ansteckung von einer Geschlechtskrankheit oder der möglichen Folge einer Schwangerschaft, hinterlässt eine sexuelle Straftat oft auch psychische Spuren.

Psychosoziale Folgen nach grenzverletzenden Erlebnissen müssen nicht unbedingt direkt nach der Straftat auftreten und sind bei jedem Individuum sehr unterschiedlich. Es ist jedoch nicht immer von einem Traumata als Folge auszugehen. Es ist nie zu spät sich Hilfe zu holen, auch wenn sich psychosoziale Folgen erst Jahre später einstellen können.

Mögliche Symptomatiken und psychosoziale Folgen können Angst, Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit und Albträume sein. Es können Gefühle wie Ohnmacht, ein Erstarrtheits-Gefühl, Taubheit, Teilnahmslosigkeit oder das Gefühl der Erschöpfung auftreten. Diese lassen in den meisten Fällen nach einigen Wochen bis Monaten nach und können von selbst zurückgehen.

Sexualisierte Gewalttaten können die Psyche sehr stark belasten und zu Schuldgefühlen, Depressionen, Psychosen, Ängsten, Posttraumatischen Belastungsstörungen, Angststörungen, Panikattacken und bis hin zur Suizidalität führen.

Daher raten wir eine Beratung oder andere Form von Hilfestellung in Betracht zu ziehen, um das Risiko für psychische Folgeerkrankungen minimieren zu können.

Manche der betroffenen Menschen benötigen allerdings keine weiteren Hilfestellung oder Formen von Betreuung, um wie gewohnt das Leben weiterführen zu können. Manch andere betroffene Person benötigt langfristig meist eine Form von psychotherapeutischer Hilfestellung und/oder Betreuung.

Beides ist normal und beides ist in Ordnung. Wie eine betroffene Person damit umgeht, ist individuell sehr unterschiedlich und ist unabhängig von der schwere der Straftat (Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, November 2013).

(Sexualisierte) Gewalt kann den Körper in einen traumatischen Zustand bringen. Der Körper ist dann in Alarmbereitschaft oder kommt in einen Zustand des Erstarrens. Beides ist eine natürliche Reaktion des Körpers, welche man nicht steuern kann. Dies sind ursprünglich Mechanismen unseres Körpers, welche für unser Überleben sorgen sollen. Diese Mechanismen, wie beispielsweise das Erstarren kann in solchen Situationen zu einer belastenden Erfahrung werden. Ein Trauma ist eine mögliche Reaktion auf eine erlebte Gewalttat. Ein Trauma ist nicht bei jedem*r Betroffenen vorauszusetzen. Dieses muss sich jedoch auch nicht direkt erkenntlich zeigen, sondern kann erst später auf sich aufmerksam machen. Trigger und Flashbacks oder Intrusionen sind ein Anzeichen eines möglichen Traumas. Trauma müssen nicht beständig sein. Sie können sich positiv verändern oder ganz verarbeitet werden (LARA - Die traumatische Erfahrung).



Flashbacks, Trigger und Intrusionen

Ein Flashback bedeutet sinngemäß das Wiedererleben. Es kann als eine Erinnerung an eine bestimmte Situation beschrieben werden. Dies ist jedoch nicht nur als eine Erinnerung zu verstehen, sondern als das aktive wiedererleben dieser Situation oder der Gefühle in dieser Situation.

Es gibt Flashbacks, welche jeder Mensch in seinem Leben erleben kann. Es gibt jedoch auch Flashbacks, welche mit traumatisierenden Tat(en) im Zusammenhang stehen. Diese nennt man eigentlich Intrusionen, jedoch ist das Wort Flashback ein gängigerer Begriff. Intrusionen sind nicht nur für die Psyche sehr belastend, sondern auch für den Körper. Es kann durch das Wiedererleben einer Gewalttat zu Panikattacken kommen, zu dem Wiedererleben des Schmerzes, zu Herzrasen und anderen körperlichen Belastungen. 

Intrusionen werden durch Trigger ausgelöst (MedLexi).

Trigger werden auch Schlüsselreize genannt. Ein Trigger wird als Auslöser verstanden, welcher eine Intrusion oder einen Flashback auslösen kann. Dies kann durch verschiedene Schlüsselreize wie ein Geruch, Lärm, ein spezielles Geräusch, Gefühle oder weitere Reizstimitulationen geschehen. Ein Trigger ist eine emotionale Rückblende, zu etwas, das bereits geschehen ist. Auch diese können sowohl psychisch als auch physisch äußerst belastend sein.

An dieser Stelle würden wir gerne auf einen empfehlenswerten Blog hinweisen, welcher sich mit Triggern, Flashbacks und Traumata auskennt und Strategien verrät, wie man mit diesen umgehen kann. https://www.dis-sos.com/index-inhalt 


Es folgen noch die Erklärungen zu möglichen Folgen nach einer sexualisierten Gewalt zu folgenden Begriffen:

Hypersexualität, Hyposexualität, Anniversary-Effect


Quellen:

Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben: https://www.hilfetelefon.de/materialien/materialien-bestellen.html 

Wo finde ich Hilfe - Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen. Flyer. November 2013, 3. Auflage

Dis-sos. Zuletzt abgerufen am 14.04.2021 https://www.dis-sos.com/getriggert-sein 

LARA. Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauen*: Die traumatische Erfahrung. Faltblatt. Zuletzt abgerufen am 14.04.2021.https://lara-berlin.de/fileadmin/Downloads/LARA_Die-Traumatische-Erfahrung_DE.pdf 

LARA. Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauen*: Was tun nach einer Vergewaltigung. Faltblatt. Zuletzt abgerufen am 14.04.2021. https://lara-berlin.de/fileadmin/Downloads/was_tun_deutsch_web.pdf 

MedLex. Zuletzt abgerufen am 14.04.2021 https://medlexi.de/Intrusion 

Ortland, B.: Behinderung und Sexualität. Grundlagen einer behinderungsspezifischen Sexualpädagogik. Heil- und Sonderpädagogik. Stuttgart. 2008.

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