25 Nov
25Nov

Am 25.11. haben wir anlässlich des Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen FLINTA* eine Aktion mit Fembi, Catcalls Of Berlin, ROSA Berlin, U:nited, die Peer Beratung der Lebenshilfe Berlin veranstaltet.

Es gab verschiedene Stationen, darunter eine große Kreideaktion, Reden, Flyer- und Infomaterial-Verteilung, eine Soli-Jutebeutelaktion und einen kleinen Selbstbehauptungsworkshop.

Es war eine erfolgreiche Aktion mit vielen Teilnehmer*innen und ganz viel Freude. Es war schön zu sehen, wie viele ein Zeichen gegen Gewalt gesetzt haben und wie laut wir gemeinsam waren.


Hier ist unser Redebeitrag:

Gewalt betrifft jede Bevölkerungsgruppe und jede Community. Mitunter sind FLINTA* besonders von Gewalt betroffen. Und deshalb sind wir heute hier auf den Straßen. Dieser Tag soll an alle Menschen erinnern, welche in der Vergangenheit und/oder Gegenwart von Gewalt betroffen waren oder sind. Ein Tag an dem wir an Frauen, Mädchen, Lesben, inter Personen, nicht-binäre Personen, trans Personen und agender Personen gedenken, welche aufgrund ihrer Geschlechtsidentitäten und den damit verbundenen Zuschreibungen Gewalt erfahren mussten. Wir haben den Tag zum "Internationalen Tag gegen Gewalt an FLINTA*" umbenannt, da wir damit sichtbar machen wollen, dass neben Frauen* auch weitere Personengruppen von patriarchalen Machtstrukturen betroffen sind und dadurch auch einem höheren Gewaltrisiko ausgesetzt sind.

Das Motiv der Gewalt ist nicht Sexualität, Erotik oder Lust.

Das Motiv ist in den meisten Fällen Macht und/oder Hass. Die Privilegiensysteme in unserer Gesellschaft sind Werkzeuge, mit denen die Macht und Kontrolle über andere Personen aufrechterhalten wird. Hasskriminalität kann als ideologisch motivierte Allgemeinkriminalität beschrieben werden, die demokratische Grundwerte und die Achtung, der im Grundgesetz konkretisierten Menschenrechte, bedroht. Hassmotivierte Gewalt, wie Belästigungen, Stalking, sowie körperliche oder sexualisierte Gewalt, kann jede nicht traditionell marginalisiert Personengruppe treffen. 

Laut dem Trans Murder Monitioring Update vom 11.11.2021 der weltweit arbeitenden Organisation “Transrespect versus Transphobia” wurden vom 1.10.2020 bis September 2021 weltweit 375 Morde an trans und nicht-binären Personen registriert. 96% der Getöteten waren trans Frauen oder transfeminine Personen. 

Systematische Unterdrückungen aufgrund von trans-Feindlichkeit, Rassismus, Ableismus, Sexismus und weiteren Formen der Diskriminierung geben der Gewalt einen Raum für Beständigkeit. An den Orten, wo Platz für Diskriminierungen oder Mehrfachdiskriminierungen ist, ist auch Platz für gewalttätige Machtgefälle. Es ist wichtig über die Gewalterfahrungen und über die alltägliche Voreingenommenheit und den institutionalisierten geschlechtsspezifischen, aber auch Geschlechts-unspezifischen Diskriminierungsformen, die stigmatisierende Personengruppen erfahren, aufmerksam zu machen.  

Wir stehen heute versammelt hier, weil wir diese Gewalt und Machtgefälle nicht länger akzeptieren. Wir stehen hier, um ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen, ein Zeichen, für diejenigen, die darunter leiden und für diejenigen, die jeden Tag mit Betroffenen arbeiten und für uns. Ein Zeichen setzen gegen sexualisierte Gewalt und gegen sexualisierte Belästigung. Für sexuelle Selbstbestimmung und Empowerment. Für viele FLINTA* ist Gewalt Teil des Alltags, doch nur wenige Vorfälle werden gemeldet, da die Gewalt verleugnet und tabuisiert, wird, nicht als solche wahrgenommen wird oder den Betroffenen die Schuld der Tat gegeben wird. Hasskriminalitäten und Gewalt gegen FLINTA* muss auf vielen Ebenen angegangen werden. Es muss mehr Aufklärungs- und Bildungsarbeit in Schulen und in der Gesellschaft stattfinden. Eine Repräsentation von nicht-heteronormativen Lebensweisen muss gefördert werden. Deshalb stehen wir heute hier für eine Aufklärung, die für alle zugänglich ist und eine Bildung, die Empowerment und Selfcare vermittelt, die Intersektionalität und sexuelle Selbstbestimmung lehrt und die sexualisierte Themen enttabuisiert. Wir wollen eine Aufklärung bezüglich der verschiedenen Gewaltformen, Machtstrukturen und Konsens. Wir wollen darüber informieren, dass sexualisierte Gewalt bewusst als Machtinstrument genutzt wird. Wir wollen sexuelle Selbstbestimmung, die eigenen Rechte, Empowerment und deren Relevanz stärken. Wir wollen dazu animieren, die Grenzen anderer zu respektieren und die eigenen Grenzen zu setzen. Wir wollen eine intervenierende, aufklärende und präventive Arbeit zu dem Thema sexualisierte Gewalt vermitteln. Dafür stehen wir heute hier. Wir haben uns zur Aufgabe gesetzt Vermittlungsarbeit und Aufklärungsarbeit zu betreiben. Wir möchten das Thema Sexualität und sexualisierte Belästigung und Gewalt enttabuisieren, thematisieren und ein gesellschaftliches Bewusstsein schaffen. Wir wollen aufdecken, wo es Defizite gibt und wo Unterstützung für Hilfsorganisationen fehlt und möchten gemeinsam daran arbeiten, dies zu ändern und uns zusammen mit anderen Organisationen für einen einfacheren Zugang zu Hilfssystemen einsetzten. Betroffenen sollten keine Barrikaden in den Weg gelegt werden. Es ist wichtig, dass jede*r Hilfe bekommt, wenn sie*er sie braucht und möchte. Uns ist es auch sehr wichtig, dass diese Informationsvermittlung so barrierearm wie möglich umgesetzt wird. Der Tag heißt “Internationaler Tag der Beseitigung von Gewalt an FLINTA*”. Wir wollen diesen Tag nutzen, um auch allen Organisationen und Vereinen zu danken, die diesen Kampf der Beseitigung der Gewalt schon führen, Präventionsarbeit leisten und die sich für Betroffene einsetzten. Danke. So möchten wir uns auch in Zukunft mehr vernetzen und voneinander lernen. In unserer Gesellschaft wird immer noch zu viel Platz für Diskriminierung, Sexismus, Stigmatisierungen bis hin zu Gewaltverherrlichungen geboten. Aber wir sagen Nein. Nein zu Sexismus. Nein zu Diskriminierung. Nein zu Stigmatisierung. Nein zu Gewaltverherrlichung. Nein zu Catcalling. Nein zu Körpernormen. Nein zu sexueller Belästigung! Nein zu sexualisierter Gewalt!

Nein heißt Nein!


Hier ist ein Flyer, zum ausdrucken und verteilen. 

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